WARUM KRIEG?

WARUM KRIEG? / Themenwoche

Alle reden vom Krieg. Wir auch. Krieg – Verhängnis! Krieg – „Ultima ratio“! Krieg – Gerechtigkeit!  Krieg – Zerstörung! Krieg -Tod! Krieg – Begeisterung! Krieg – ewiger Frieden! …

Seit Bundeskanzler Scholz in seiner Regierungserklärung vom 27. Februar 2022 als Reaktion auf den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg in der Ukraine – unter standing ovations der Bundestagsabgeordneten – die „Zeiten-wende“ ausgerufen und 100 Milliarden Sondervermögen für die Aufrüstung der Bundeswehr gefordert hat, ist „Krieg“ erschreckend all überall gegenwärtig: in den Zeitungen, der Tagesschau, den Talkshows, den Gesprächen im Freundeskreis und in der Familie. Journalist*innen und Politiker*innen mutieren zu Militärexpert*innen: Ist die europäische Sicherheitsarchitektur gefährdet? Braucht die Ukraine Marschflugkörper? Die Bundesrepublik muss „kriegstüchtig“ sein, die Wehrpflicht wieder eingeführt werden. 2,5 oder 5 % des Bundesinlandsprodukt für die Aufrüstung der Bundeswehr? Usw.
Neben der Wiederaufnahmepremiere DIPLOMATIE von Cyril Gély, der Inszenierung ICH WERDE SEIN Das Drama Rosa Luxemburg stehen verschiedene Lesungen auf dem Programm, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema Krieg umkreisen. Der Briefwechsel zwischen Albert Einstein und Sigmund Freud, der der Frage WARUM KRIEG? nachgeht, wird konfrontiert mit Passagen aus dem aktuellen Buch von Ole Nymoen, der darlegt WARUM ICH NIEMALS FÜR MEIN LAND KÄMPFEN WÜRDE. In den Romanen IM WESTEN NICHTS NEUES / IN STAHLGEWITTERN beschreiben Erich Maria Remarque und Ernst Jünger schonungslos, wie Krieg aussieht und was er mit den Menschen macht. Die Lesung aus dem Rechercheprojekt RUN SOLDIER RUN erzählt die Geschichten von 4 Deserteuren aus vier Ländern. Im Anschluss an alle Lesungen finden moderierte Publikumsgespräche statt.

Das Programm im Einzelnen:

Mittwoch, 24. September – 20 Uhr / Lesung

EINSTEIN – FREUD – NYMOEN
Lesung aus WARUM KRIEG? und WARUM ICH NIEMALS FÜR MEIN LAND KÄMPFEN WÜRDE

Am 30. Juli 1932 – ein Jahr vor der nationalsozialistischen Machtergreifung – schreibt Albert Einstein an Siegmund Freud einen sehr prägnanten Brief mit der Frage: Gibt es einen Weg, die Menschen von dem Verhängnis des Krieges zu befreien? Er erhofft sich Einblicke von Freud in die Tiefen des menschlichen Wollens und Fühlens. Siegmund Freud antwortet ihm sehr ausführlich, beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Recht und Macht, der Trieblehre, der Kulturentwicklung und kommt zu dem Schluss: Es ist nicht zu sagen, aber vielleicht ist es keine utopische Hoffnung, dass der Einfluss dieser beiden Momente, der kulturellen Einstellung und der berechtigten Angst vor den Wirkungen eines Zukunftskrieges dem Kriegführen in absehbarer Zeit ein Ende setzen wird….
Dem jungen Ole Nymoen erscheint die Behauptung, das Sicherheitsinteresse eines Staates falle notwendig mit dem seiner Untertanen zusammen, geradezu absurd. Sind es doch junge Männer wie er, die gezwungen sind ihr Leben zu riskieren, ob sie wollen oder nicht. Nicht kämpfen zu wollen für einen Staat, das ist vor diesem Hintergrund mehr als nur eine individuelle Verweigerung – nämlich ein Akt der Humanität und des Protestes für mehr kollektive Selbstbestimmung.

Donnerstag, 25. September – 20 Uhr / Lesung

REMARQUE – JÜNGER
Lesung aus IM WESTEN NICHTS NEUES / IN STAHL-GEWITTERN

Gegenüberstellung von zwei Klassikern der Weltliteratur über die Schrecken und die Brutalität des ersten Weltkrieges. Bei Remarque die Geschichte des ahnungslosen neunzehnjährigen Paul Bäumer, der samt Mitschülern nach dem Abitur von seinem nationalistischen Klassenlehrer von der Schulbank an die Front geschickt wird. Und bei Jünger die Laufbahn eines jungen engagierten Kriegsfreiwilligen, der sich nach seiner ersten erlittenen Verwundung zum Infanterieoffizier weiterbilden lässt, sich zum erfahrenen Stoßtruppführer entwickelt, mehrfach verwundet wird und hohe Tapferkeitsauszeichnungen erhält.

Freitag, 26. September – 20 Uhr / Lesung

RUN SOLDIER RUN
Lesung von Auszügen aus dem Recherche-Projekt RUN SOLDIER RUN dazu ein Nachwort von Franz Nadler (Connection e.V.)

Die Erlebnisse von 4 jungen Männern, alle vier um die 20 Jahre: ein Türke, ein Eritreer, ein Ukrainer, ein US-Amerikaner. 4 junge Menschen, die nichts mehr mit dem Militär zu tun haben wollen. Vier Schicksale, vier Welten.

Samstag, 27. September – 20 Uhr / Theater

DIPLOMATIE
von Cyril Gély

Paris, im August 1944. General Dietrich von Choltitz, Wehrmachtsbefehlshaber von Groß-Paris, hat von Hitler den Befehl erhalten: „Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen“. Alles ist für die Zerstörung der französischen Hauptstadt vorbereitet. Plötzlich taucht der schwedische Generalkonsul Raoul Nordling bei von Choltitz auf. Es entspinnt sich ein faszinierendes, bedrückendes, atemberaubendes und hoch spannendes Duell zwischen dem schwedischen Diplomaten und dem deutschen Militär.
Ein Stück über die Kraft und Macht des Einzelnen und die Kunst der Diplomatie. Es zeigt auf eindringliche Weise: Geschichte wird von Menschen gemacht.

Sonntag, 28.September – 18 Uhr / Theater

ICH WERDE SEIN
Das Drama Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg hat am 26. September 1913 im Titania die Frankfurter Arbeiter aufgefordert, nicht gegen ihre französischen Brüder die Waffen zu erheben. Das ganze Jahr über ist sie durch Deutschland gereist und hat den Menschen erklärt, wer von dem Krieg profitieren wird und dass sie selbst immer die Opfer sein werden. „Ihr habt’ s an eurem Buckel auszukosten, wenn ein Krieg auf Jahre, auf Jahrzehnte die ruhige wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung aufhält. Von euch hängt es ab, ein Veto einzulegen gegen diese halsbrecherische Politik der herrschenden Klasse.“ Man hat sie dafür während des ersten Weltkriegs ins Gefängnis gesteckt: 1 Jahr Haftstrafe wegen der antimilitaristischen Rede in Frankfurt-Bockenheim und zweieinhalb Jahre militärische Sicherheitshaft im Interesse der öffentlichen Sicherheit.

Im Anschluss an die letzte Vorstellung Ausklang der Thementage im Foyer bei Schmalzstulle, Bier und Brause.

Vorstellungen

Mi 24.09. – 20 Uhr EINSTEIN – FREUD – NYMOEN Kartenreservierung

Do 25.09. – 20 Uhr REMARQUE – JÜNGER Kartenreservierung

Fr 26.09. – 20 Uhr RUN SOLDIER RUN Kartenreservierung

Sa, 27.09. – 20 Uhr DIPLOMATIE Kartenreservierung

So, 28.09. – 18 Uhr ICH WERDE SEIN  Kartenreservierung