EINSAME MENSCHEN
Silvestervorstellung ICH MÖCHTE LIEBER NICHT
DAS DREIßIGSTE JAHR
DIE WELT IST WEIT
WER HAT MEINEN VATER UMGEBRACHT / DAS ENDE VON EDDY
„[W]as ich schreibe, was ich erzähle, folgt nicht den Erfordernissen der Literatur, sondern denen der Notwendigkeit, der Dringlichkeit, denen des Feuers“.
Das Ende von Eddy, Édouard Louis’ erster Roman, ist ein Befreiungsschlag: der gelungene Versuch, die eigene Herkunft, das gesellschaftliche Schicksal, Demütigung, Armut und Außenseitertum literarisch zu überwinden. Der junge Autor erhebt seine Stimme zu einer Anklage gegen die Verhältnisse, in denen er aufgewachsen ist, gegen die Homophobie, die Enge und Tristesse seines Heimatdorfs in Nordfrankreich.
Vier Jahre später widmet er sich erneut seiner Kindheit. Mit Wer hat meinen Vater umgebracht – zugleich Romanessay und flammendes Pamphlet – hat er einen Nachtrag voller Empathie geschrieben, der nachzeichnet, wie das Elend der französischen Arbeiter*innenklasse politisch perpetuiert wird. Er nähert sich schreibend dem Leben und der Perspektive seines Vaters an, erforscht, was ihn hat werden lassen, wie er wurde, und erweitert seinen eigenen Blick vom Privaten auf das Politische, um die Herrschenden namentlich zur Verantwortung zu rufen.
In einer Bühnenfassung für zwei Schauspieler und ein Schlagzeug inszeniert Bettina Kaminski beide Texte als eine explosive Untersuchung dessen, wie sich die Politik in die Körper von Menschen einschreibt – im Falle von Louis’ Vater, indem man sie durch Arbeit zugrunde richtet. Nicht zuletzt stellen Text und Inszenierung ein Ideal von Männlichkeit in Frage, dessen Kehrseite Gewalt, Hass auf Homosexualität, sowie die Unterdrückung der eigenen Emotionen bedeutet. Ein Stück, das sowohl Zärtlichkeit als auch Wut ihren Raum gibt.
FÜNF FRAGEN AN DIE REGISSEURIN. Zum Interview.
WER HAT MEINEN VATER UMGEBRACHT / DAS ENDE VON EDDY
nach den Romanen von Édouard Louis
Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel
in einer Bearbeitung von
Victor Schlothauer und Bettina Kaminski
Vorstellungen
tba
Es spielen Axel Gottschick, Ives Pancera
Schlagzeug Günter Bozem
Inszenierung Bettina Kaminski
Bühne Gerd Friedrich
Dramaturgie Victor Schlothauer
Premiere 19. Februar 2022
Dauer 1 Stunde 20 Minuten, ohne Pause