Pressestimmen BRIEF EINER UNBEKANNTEN

Jutta Baier, Frankfurter Rundschau
“Bettina Kaminski vom Freien Schauspiel Ensemble entfaltet ihre enorme Kunst der Illusionierung. Sie spielt nicht eine Rolle, sondern ist mit ihrer Figur verschmolzen, sie ist eins mit ihrer Empörung, ihrer Hoffnungslosigkeit bis an den Rand des Erträglichen – bis zu dem Punkt, wo ihre Not in Gefahr ist, theatralisch und lächerlich zu wirken. Doch genau in diesem Moment bricht die Szene ab. Eine gänzlich unsentimentale Musik setzt zeitgleich mit einem schräg einfallenden Lichtstrahl den Schlusspunkt unter die allzu heftige Trauer und die bedrohlich näherkommende Gefühligkeit … Reinhard Hinzpeter hat die Erzählung in seiner präzisen und behutsam-kargen Inszenierung, in der nur mit Licht und Schatten und einigen wenigen musikalischen Akzenten gearbeitet wird, beinahe von ihrem Kitsch befreit. Man wehrt sich nicht gegen das Dräuende, sondern gerät, nicht zuletzt dank der Darstellerin und der zarten, nuancenreichen Innigkeit ihres Spiels, in dessen Sog.”

Adolf Fink, Frankfurter Allgemeine Zeitung
“Bettina Kaminski… verschafft dem kühlen Text einen emotional-lebendigen Kontext, bewegt sich mit großer Sicherheit zwischen dem Glück des Einst und der Katastrophe des Jetzt. Ihre Klage am Totenbett ihres elfjährigen Knaben setzt bewegende Momente frei. Wenn sie zunächst mit abgewendetem Kopf von ihrer Kindheit erzählt, um dann den Blick auf die Zuschauer zu richten, als sie vom Geliebten berichtet, macht sie das Publikum subtil zum Adressaten. Gegen Ende gerät sie an den Rand des Wahnsinns: Eine Art Totentanz im weißen Rüschenkleid der Jahrhundertwende hebt an.”