Pressestimmen DAS DREIßIGSTE JAHR

Claudia Schülke, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (22.04.2024)
„Es ist ein gewagtes Unterfangen, aber es ist geglückt. Und es hat das Publikum glücklich gemacht. … Viele literarische Motive, Topoi und Assoziationen sind miteinander verflochten: Ikarus und Faust, Peer Gynt, Gretchen und Beatrice. Hier will einer „Mitwisser der Schöpfung“ sein und scheitert an seiner Hybris – das alte Thema, das schon die griechischen Tragiker umtrieb. Auf dem Steg quälen sich Schauspieler und Schauspielerin: von der stillen Meditation über das Zusammenstoßen Rücken an Rücken bis in eine fast unauflösbare Verschlingung und wieder zurück, eine schier endlose gymnastische Übung, ein Totentanz durch ein unerträgliches Leben. Bewundernswert ist die Synchronisation der beiden mit ihren Stichwörtern in einem Text, der mit all seiner Komplexität erst mal gelernt sein wollt. …“

Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau (22.04.2024)
„… diese Aufführung von „Das dreißigste Jahr“, die einen Text auf die Bühne bringt, der einem einerseits veraltet vorkommt – denn wen treibt es heute mit bloß 29 noch so um, wer ist so angefeuert von Idealismus, zerrissen von Zweifeln, dass er seine Ziele nicht (mehr) erreichen können wird. Andererseits kann die Lebenskrise, von der Ingeborg Bachmann erzählt, in fast jedem Alter eintreten. Das Gefühl, dass es jetzt zu spät ist, Entscheidungen noch zu korrigieren, etwas Neues anzufangen, besonders etwas, das der Gesellschaft dient. …“

Julian Mackenthun, Journal Frankfurt (04/2024)
„Bettina Kaminski und Ives Pancera verkörpern in einer Doppelbesetzung den Protagonisten, oder vielmehr: sein Innenleben. … Am Ende der Reise wird der Protagonist verstehen, dass er anders fragen sollte. Statt „Wer möchte ich werden?“ muss seine Frage lauten: „Wer möchte ich gewesen sein?“ Für diese großen Fragen wählt die Inszenierung kleinste Mittel. Sie bietet keine Live-Musik und keine Videoeinspielungen, kein großes Schauspielensemble und kein aufwendiges Bühnenbild. Aber mit ganz wenig schafft sie es, ganz viel zu vermitteln.”

Katrin Swoboda, Strandgut (05/ 2024)
„Ein Prosatext – auf der Theaterbühne? Doch im Unterschied zu einer einfachen Lesung gibt es hier eine ausgeklügelte Choreographie, die verschiedene Beziehungsebenen – Kränkungen, Verwirrungen, Pausen – verdeutlichen: noch ist nichts fertig in diesem dreißigsten Jahr (…) … Nicht nur für alle an Entstehung und Wirkung der deutschen Nachkriegsliteratur Interessierten ein Muss!“