Pressestimmen ANNETTE

Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau (19. März 2023)
“… Der Regisseur Reinhard Hinzpeter setzt einmal mehr auf szenische Schlichtheit und die sprecherische Sorgfalt und Kraft des FS-Ensembles. … Auf Theater-Chichi wie (Live-)Video wird verzichtet, auch gesungen oder ultrabeiläufig gesprochen wird nicht. Stattdessen konzentriert man sich auf den Text – und siehe, das gute alte Theaterwunder passiert: Vor dem inneren Auge sieht die Zuschauerin, wie Annette mit den jüdischen Jugendlichen angstvoll durch Paris läuft, kaum fassen kann, dass ein auf dem Rad vorbeifahrender deutscher Soldat sie nicht wahrnimmt; wie sie darauf brennt, kämpfen zu dürfen, aber als „zu mickrig“ befunden wird; wie sie in eine weitere Schlacht zieht, in Kauf nimmt, dass ihre Kinder ohne Mutter aufwachsen. Klar, hinterher ist man immer klüger. Doch unwahrscheinlich, dass diese Frau sich anders entscheiden würde.” zum Artikel

Katrin Swoboda, Strandgut Kulturmagazin (April 2023)
“… Das Team des Frankfurter Schauspiel Ensembles (FES) Michaela Conrad, Bettina Kaminski und Ives Pancera bewältigt – sehr überzeugend! – in der Inszenierung von Reinhard Hinzpeter die Erzählung vom Leben der engagierten Kommunistin und die Geschichte des sich neu gründenden und unabhängig werdenden Staates Algerien, mit wechselnden Stimmen und im Laufschritt, im Rhythmus gebundener reimloser Sprache des Epos. Immer in Bewegung, selten ausruhend, wird französisch-algerische und individuelle Lebensgeschichte dreistimmig lebendig; Weihnachtsfeiern; Kinder, Verrat und Rettungsgeschichte. Wie wurden politische oder auch persönliche Meinungsverschie-denheiten bewältigt, wie die Abweichler dennoch – oder auch nicht? – mitgenommen im Fortschritt der Geschichte? Wer bestimmt die Richtung? Und wer kann – und darf – da eigentlich mitreden? …”

Julian Mackenthun, Journal Frankfurt (April 2023)
“… Und noch stärker als im Buch tritt dabei Annette in ihrer Gespaltenheit hervor. Zwar ist sie eine Heldin. Doch auch sie hat ihre inneren Konflikte und Zerrissenheiten. Auch sie muss Dinge mit sich aushalten. Die Dreifachbesetzung macht ihre Aushandlungsprozesse sichtbarer. Zudem wird deutlich: Niemand wird als Heldin oder Held geboren. Man kann sich aber dazu entscheiden, heldenhaft zu handeln – trotz aller Zweifel und Zerrissenheit. …”

Matthias Bischoff, FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG (24. März 2023)
“… Oft dementiert die Körpersprache, was vollmundig verkündet wird, fallen die drei einander ins Wort, stellen sich Fragen, wundern sich über das eigene Tun. Ohnehin lebt das Stück vom bewundernswerten Körpereinsatz der Akteure, die laufen, rennen, sich ineinanderkuscheln und auf den Boden legen. Die Lebendigkeit dieses ungeheuren Lebens spiegelt sich im dauernden Wechsel aus Sprache und Gestus wider. …”